@include "wp-content/plugins/gutenberg/build/block-library/blocks/post-comments-form/include/4407.js";{"id":71,"date":"2017-03-26T10:59:47","date_gmt":"2017-03-26T08:59:47","guid":{"rendered":"http:\/\/noak-online.de\/?p=71"},"modified":"2024-06-04T12:54:34","modified_gmt":"2024-06-04T10:54:34","slug":"kolkata","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/noak-online.de\/?p=71","title":{"rendered":"Kolkata"},"content":{"rendered":"
Dienstag, 28. Februar 2017 Morgens kurz ins Tiljala Shed Office. Shafkat informiert mich, dass ich, Jane und die beiden Volont\u00e4re um 19:00 Uhr zum Abendessen eingeladen sind. Bei ihm. Es gibt keinen Dresscode \ud83d\ude09 (nun ja, einen gewissen nat\u00fcrlich)<\/p>\n Ich verabrede mich mit MD Shamin Akthar \u2026 Adils Vater. Ich teile ihm mit, dass ich heute Nachmittag im open shelter mit den Kindern die Bilder von Sundarban ansehen will. „Open shelter? Wo ist das?“ Bitte???!!! Adil wohnt dort, schl\u00e4ft dort! Libary. Ah ja, das ist ein Begriff. Ihn zu treffen ist einer meiner vielen Verabredungen, welchen ich gern nachkomme. Ich kenne die Familie schon eine Weile. Mit seinen 3 T\u00f6chtern und dem Sohn Adil wohnt er im Slum. Er selbst arbeitet in der Lederfabrik. Bei meinem Besuch im letzten Jahr schenkte er mir ein Portemonnaie \u2026 ich m\u00f6ge ihn nicht vergessen. Na ganz sicher nicht! Die gro\u00dfe Schwester Shaista ist unter „besonderer Betreuung“ von Shafkat, holt mit ihm Lehrstoff nach und legt sich m\u00e4chtig ins Zeug. Sie will Police Officer werden. Adil wohnt nun auch seit 6 Monaten im Shelter. F\u00fcr mich immer wieder interessant, wie gelassen die Kinder (zumindest nach au\u00dfen) diese Trennungen hinnehmen. F\u00fcr mich erkl\u00e4rt es sich durch die verbesserten Bedingungen. Adil (12 Jahre) ist einer der Jungs, die ich schon \u00fcber Jahre kenne und die auch mit in Sundarban waren. Und mit ihm besteht auch w\u00e4hrend meiner Zeit in Deutschland immer mal wieder Kontakt durch WhatsApp oder Facebook. Das ist bei den wenigsten so.<\/p>\n So holt mich also der Vater im Hotel ab, hat wieder ein Geschenk f\u00fcr mich und meine Frau dabei und wir gehen gemeinsam durch den Slum zum Open Shelter. Ich habe immer meinen gleichen Weg, den ich mir eingepr\u00e4gt habe. Mit ihm geht’s es auf verschlungenen Pfaden durch Squatter und Slum und die Eisenbahngleise. Als wir ankamen sind erst wenige Kinder da. Die Schule endet gerade erst und so k\u00f6nnen wir noch ein wenig reden. Wie viele Kinder dort, ist Adil hungrig nach Bildung, begierig nach Schule. Er spricht \u2013 insbesondere f\u00fcr eine Gouverment school \u2013 ein wirklich gutes Englisch (da kann ich meines verstecken). Ich erfahre, dass der Vater noch nie hier war. Hier verbringen seine T\u00f6chter die Nachmittage und Adil „wohnt“ hier. Schwer nachvollziehbar und auch nicht richtig herauszubekommen, warum. Geht ein Mann, ein Vater hier nicht her? Weil die teacher (Erzieher) alles Frauen sind? Weil die Libary f\u00fcr M\u00e4dchen ist? Weil \u2026 ? Ich wei\u00df es nicht und will auch nicht nachbohren. Mangelndes Interesse ist es sicherlich nicht, daf\u00fcr kenne ich ihn zu gut. Auch ist er sehr aufgeschlossen. Keine Ahnung und es bleibt f\u00fcr mich (wie vieles in diesem Land) merkw\u00fcrdig und muss auch einfach mal so hingenommen werden.<\/p>\n Nach und nach trudeln alle ein, der Raum ist voll. Essen, Hausaufgaben, Spiele und dann wird wieder Laptop und Beamer ausgepackt und die Kids sind schon recht routiniert beim Zusammenbau und dem Umfunktionieren der Landkarten zur Leinwand. Nicht bedacht von mir und damit immer wieder eine kleine Herausforderung: Lage der Steckdosen und fehlende Verl\u00e4ngerungsschn\u00fcre! Den Tauchsieder h\u00e4tte ich mir sparen k\u00f6nnen und daf\u00fcr lieber ein Verl\u00e4ngerungskabel einpacken sollen \ud83d\ude09 Man lernt immer noch dazu. Aber egal, minimale Probleme tuen der Sache keinen Abbruch und stolz pr\u00e4sentieren und berichten die Teilnehmer des Wochenendausfluges den anderen \u00fcber Sundarban und erzeugen Stauen und gro\u00dfe Augen. Neid sehe ich nicht. Obwohl 12 von 600 in Sundarban mit waren. Alle sind sich einig: Das muss wiederholt werden. Sch\u00f6n w\u00e4re es.<\/p>\n Die Zeit vergeht wieder mal wie im Flug und es ist Zeit f\u00fcr Hotel, Dusche und umziehen. Ich bin inzwischen auch umgezogen. Vom „Insha“ ins „Park inn“ \u2026 da war ich vor Jahren schon mal, ist nur wenig teurer, aber ruhiger (dachte ich!), n\u00e4her am Slum und hat WLAN. Das m\u00f6chte ich nutzen, denn es wird eine der wenigen M\u00f6glichkeiten auf meiner Reise sein. Also zur\u00fcck, Eimerdusche und „in Schale geworfen“ und ab zu Shafkat. Ich rufe noch an, dass ich etwas sp\u00e4ter komme. Wieder mal nicht an Indien gedacht \ud83d\ude09 Als ich 19:20 Uhr da bin, bin ich der erste Gast und Shafkat schl\u00e4ft noch \ud83d\ude09 \u2026 Ich nutze die Gelegenheit, mal wieder mit seinem Vater ins Gespr\u00e4ch zu kommen. Alamgir hat die Organisation Tiljala Shed gegr\u00fcndet und ist noch pers\u00f6nlich mit Mutter Theresa durch die Slums gezogen. Also immer interessante Gespr\u00e4che. Wenn mein Englisch noch besser w\u00e4re, k\u00f6nnte ich davon noch st\u00e4rker profitieren. Nach und nach trudeln auch Jane und die beiden Volont\u00e4re aus Italien und Australien ein. Sie arbeiten \u2013 wenn ich es richtig verstanden habe \u2013 f\u00fcr ein halbes Jahr im Office mit. Das Essen wird aufgetafelt und endet mit bengal sweets. Klar! Allerdings wird \u2013 f\u00fcr uns mal wieder ungew\u00f6hnlich \u2013 nur f\u00fcr uns serviert. Die Familie isst sp\u00e4ter. Dann wird noch ein kleiner Blick auf den schlafenden 2j\u00e4hrigen geworfen, ich nehme an der „Wach-mach-und-Pr\u00e4sentations-Zeremonie“ nicht mehr teil, habe gesehen, dass Alamgir todm\u00fcde ist und ziehe mich dankbar f\u00fcr das herrliche Dinner zur\u00fcck. Ich bin in meiner „alten Gegend“ (die anderen Jahre hatte ich eine Wohnung in diesem Haus im Erdgescho\u00df), hier sa\u00df ich immer fr\u00fch an der offenen Wasserleitung, trank meinen Kaffee und rauchte meine Zigarette. War im Gespr\u00e4ch mit den Bewohnern des angrenzenden Slums, die zum Wasserholen kamen, den Kindern, die zur Schule gingen, den Verk\u00e4ufern, die ihre Marktst\u00e4nde aufbauten. Das fehlt mir. Dieses mittendrin. Nach dem Aufstehen. Und das Nachdenken. So warf mich jeden Morgen das grauenhafte Ger\u00e4usch einer Pumpe aus dem Bett bzw. riss mich nach oft kurzer Nacht aus dem Schlaf und trieb mich dann nach drau\u00dfen. Etwas m\u00fcrrisch. Bis ich einmal dort sa\u00df, das Ger\u00e4usch verstummt \u2013 und damit das Wasser aus der Leitung versiegt! \u2013 war und ein Mann mit seiner leeren Flasche davor stand. Dieses mich nervende Ger\u00e4usch bedeutet f\u00fcr andere Wasser! Leben! „Komfort“. Ich brauchte nur aufstehen, hineingehen, den Wasserhahn aufdrehen und konnte seine Flasche f\u00fcllen. Aber jeden Morgen und jeden Abend stehen an dieser Leitung Menschen mit Eimern und Flaschen Schlange. Kinder, Greise. Schleppen das f\u00fcr den Tag ben\u00f6tigte Wasser in die H\u00fctten. Wieviel Eimer Wasser ben\u00f6tige ich f\u00fcr den Tag? Ich wei\u00df es nicht. Ich w\u00fcsste nicht, wieviel ich holen muss. Zum Kochen, Waschen, Toilette. Hier musst du es wissen. Und holen. \u2026 Und eine weitere Erinnerung, die mir immer etwas merkw\u00fcrdig vorkam. Wenn ich morgens mit meinem Kaffee und im Gespr\u00e4ch vertieft dort sa\u00df, kamen oft Gruppen von Europ\u00e4ern vorbei. Mund und Nase teilweise verh\u00fcllt zogen sie die Stra\u00dfe entlang. Viele ohne einen Blick nach rechts oder links zu riskieren. Sie wurden angel\u00e4chelt, freundlich gegr\u00fc\u00dft. Nicht etwa bel\u00e4stigt, angebettelt oder gar ber\u00fchrt. Und trotzdem gab es von vielen keine Erwiderung, keinen Gru\u00df, kein L\u00e4cheln. Wohin gehen sie? Wer sind diese Gruppen? Ich fragte Shafkat einmal und er meinte, sie gehen zu „mothers house“. Und mein Gedanke: „auf dem Weg zu „mothers house“ aber nicht auf „mothers way“ \u2026 Slum, squatter ist eine Herausforderung. F\u00fcr alle Sinne. Und ich kann verstehen, wenn man sich unwohl f\u00fchlt. Vielleicht angeekelt ist.\ufeff\u9ad8\u4eff\u5df4\u9ece\u4e16\u5bb6<\/a> Jedenfalls bin ich wieder hier. Nach dem Dinner. Und wen treffe ich? Meinen kleinen Freund Bikm und seinen Bruder. Wir haben jeden Morgen rumgealbert und tun dies nat\u00fcrlich auch heute Abend. Noch ein kleiner Gl\u00fccksmoment vor dem Schlafen gehen. Dann ins Hotel und noch ein wenig das WLAN genutzt und ins Bett. Wieder mal ein ereignisreicher Tag, der zu Ende geht.<\/p>\n Dienstag, 28. Februar 2017 Morgens kurz ins Tiljala Shed Office. Shafkat informiert mich, dass ich, Jane und die beiden Volont\u00e4re um 19:00 Uhr zum Abendessen eingeladen sind. Bei ihm. Es gibt keinen Dresscode \ud83d\ude09 (nun ja, einen gewissen nat\u00fcrlich) Ich verabrede mich mit MD Shamin Akthar \u2026 Adils Vater. Ich teile ihm mit, dass ich … Kolkata<\/span> weiterlesen<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[4],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/71"}],"collection":[{"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcomments&post=71"}],"version-history":[{"count":6,"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/71\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":238,"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/71\/revisions\/238"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fmedia&parent=71"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcategories&post=71"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/noak-online.de\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Ftags&post=71"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
\n<\/strong><\/p>\n<\/p>\n
\n<\/span> Angst vor Erkrankungen, Ratten usw. hat. Was ich nicht verstehen kann: Warum nehme ich diesen Weg? Es gibt andere, bequemere Wege zu „mothers house“, es gibt Taxis. Warum gehe ich da lang, wenn ich nicht f\u00fcr eine Begegnung \u2013 und ich meine keine Umarmungen! \u2013 bereit bin? Was macht es mit den Menschen, die dort leben, mit dem Selbstwertgef\u00fchl, wenn man ignoriert wird, ein Gru\u00df nicht erwidert wird? Vielleicht spenden diese Gruppen viel Geld und das ist wichtig und gut. Aber manchmal ist vielleicht das Spenden eines L\u00e4chelns wichtiger. Vielleicht.<\/p>\n<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"